Wir sind nun seit November 2019 ein anerkannter Lernort, der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung beispielhaft umsetzt. Anerkannt von berufener Stelle, der UNESCO-Kommission, Mutter der BNE. Das ist schon was. Als wir in Gründungszeiten den Begriff Nachhaltigkeit im Konzept verwendeten, da gefiel uns zunächst die Logik im Wort und die Möglichkeit, mit dieser Überschrift eine Schule im ländlichen Raum etablieren zu können. Das Genehmigungsverfahren des MBJS Brandenburg sieht vor, dass ein besonderes pädagogische Interesse anerkannt werden muss. Damit hatten wir eines. Konzeptionell verankerte BNE gab es vermutlich deutschlandweit in keinem Schulkonzept. Und doch – die Wortbedeutung der Nachhaltigkeit, etwas „länger anhaltend“ anzulegen, ist grundsätzlich Auftrag der Schule.
Der Ursprung der Nachhaltigkeit geht auf einen Kommentar des sächsischen Bergrats Carlowitz zurück: „Schlag nur so viel Holz, wie der Wald verkraften kann“ Logisch! 200 Jahre später im Jahre 1913 diskutieren Reformpädagog*innen, Künstler*innen und Philosoph*innen, was Nachhaltigkeit für die Bildung künftiger Generationen bedeuten könne, ohne den Begriff zu verwenden. Bis in die späten 80er war gelebte Nachhaltigkeit in der Bildungslandschaft eng mit dem naturerlebnispädagogischen Ansatz verbunden, Joseph Cornell ist der bekannteste Vertreter. Historisch betrachtet ist der Begriff der Nachhaltigkeit sehr jung, er wird1987 durch die UN geprägt mit der Definition „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne zukünftigen Generationen die Grundlage der Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse zu nehmen.“ Praktische Auswirkungen auf Schulpraxis hatte diese Definition zunächst nicht.
Seit dem Jahr 2000 gibt es erstmalig ein didaktische Konzept, welches sich auf die Agenda 21 bezieht. 2002 wurden während des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ beschlossen. Als schlussendlich 2002 der Erziehungswissenschaftler Gerhard de Haan die acht für die Schule relevanten Teilkompetenzen in einem Aufsatz veröffentlichte, standen diese Prinzipien mit Umsetzungsideen für den pädagogischen Alltag bereits seit 2 Jahren im Landweg – Konzept. Die Lernenden sollen, so de Haan, vorausschauend denken, weltoffen und neuen Perspektiven zugänglich sein, interdisziplinär denken und agieren können, partizipieren, an der Nachhaltigkeit orientiert planen und agieren können, Empathie, Engagement und Solidarität zeigen, sich und andere motivieren und individuelle wie kulturelle Leitbilder distanziert reflektieren können. Alles ist so oder so ähnlich in unserem Genehmigungskonzept formuliert.
Natürlich erfüllt es uns mit gewissem Stolz, dass wir eine so große Dimension im Jahr 2000, damals noch ohne Montessoripraxis, intuitiv mit Inhalt füllten und 2001durch die Beschreibung der konkreten Ziele als Schulstandort genehmigt wurden. Es ist ein langfristig tragfähiges Konzept, da BNE und Montessoripädagogik miteinander kooperieren. Montessoris Grundsätze sind Leitbild und Instrumentarium für BNE.
BNE passt zu uns, auch in ihren aktuellen Kernbotschaften der Agenda 2030. Es geht um die Würde des Menschen, den Schutz des Planten, der Erhalt des Wohlstands für alle, um Friedensförderung und globale Partnerschaften. Unser Handeln ist von der Überzeugung getragen, dass das Pflegen einer Partnerschaft und kooperative Miteinandersein lokal geübt werden muss, sonst wäre BNE nur eine Idee, Überschrift oder für ein Plakat gut, aber nicht gelebter Inhalt.
Das BNE-Anliegen wird häufig reduziert auf ökologisches Handeln im globalen Kontext, dabei geht die Begrifflichkeit zurück auf verantwortliches Agieren im Nahraum. Unsere sichtbarsten Netzwerke sind sicher die pädagogischen, das Netzwerk der regionalen Grundschulen, die vierteljährlichen Schulleiter*innentreffen und das der Konsulationskita, unsere Aktivitäten in der Frühförderung. Nicht alle unsere regionalen Netzwerke im pädagogischen Bereich sind so verbindlich wie diese beiden. Unsere Zusammenarbeit mit den reformpädagogischen Schulen der Ostprignitz Anfang der 2000er war für uns sehr wichtig, findet allerdings nur noch sporadisch statt. Alle 3 Reformschulen, Heiligengrabe, Roddahn und Baek, haben sich über die Jahre unterschiedlich entwickelt und sind räumlich sehr weit entfernt. Die Freude ist immer groß, wenn wir uns bei der Arbeitsgemeinschaft freier Schulen oder anderen Gelegenheiten treffen, aber letztlich beschränkt sich das Netzwerk auf freundlichen kurzen Austausch. Ein Rätsel ist uns, dass es nicht gelingt, mit der Montessorischule Wittenberge- jenseits der freundlichen Interaktion- in eine echte Kooperation einzutreten. Die von uns sehr gewollte und immer wieder forcierte gleichberechtigte Zusammenarbeit kommt nicht zustande. Wir sind überzeugt davon, dass ein kontinuierlicher fachlicher Austausch unter der Lehrerschaft, gemeinsame Fortbildungen bis hin zu einem praktischen Austausch bei kurzfristigem Krankheitsausfall absolut bereichernd wären. Für uns hätte es viel Sinn, wenn die Schüler*innen unserer Schule einen sicheren Platz an der Oberschule hätten, zumal wir von Lehrer*innen und Eltern erfahren haben, dass die Baeker Schüler*innen sehr gut ausgebildet und dort sehr willkommen sind. Es kommt – trotz persönlicher hoher Sympathiewerte – keine verbindliche Kooperation zustande, obwohl wir auf allen Kanälen dafür werben. Wir meinen, regionale Fachschaft und pädagogische Weiterentwicklung, wenn überhaupt gewollt, passiert nicht dadurch, dass man beim Stadtfest oder „Fridays for future“ gemeinsam auftritt oder sich mal austauscht nach einer Hospitation. Dafür braucht es einen verbindlich verabredeten Rahmen – eine Kooperation. Die Zusammenarbeit mit unseren Eltern ist für uns ein ganz wichtiges, wenn nicht das wichtigste, Netzwerk. Eltern übernehmen Vorstandsarbeit, stellen ihre Höfe und Berufe vor, bringen ihre Hobbys in den Ganztagschulbetrieb ein, begleiten uns auf Ausflügen, musizieren und singen mit uns, bieten Schwimmunterricht an, bereichern unsere Feste und Projekte durch aktive Mitmachaktionen, organisieren unseren Tag der offenen Tür und vieles mehr. Einen großen Teil davon im Ehrenamt. Den medialen Abgesang des Ehrenamtes können wir nicht mitsingen, bei uns sind Eltern aktiv und das immer im bereichernden Sinne. In früheren Jahren führte die enge Zusammenarbeit mit den Eltern auch zu Reibungsprozessen, aber möglicherweise waren sie zu dem Zeitpunkt eben auch notwendig. Landkreis und Gemeinde unterstützen uns in allen Belangen, das ist seit der Gründung 2001 so. Aktuell werden wir gemeinsam mit der Gemeinde aus LEADER- Mitteln das Dach der Schule und die Fassade sanieren. Wir bemühen uns mit kleinen kulturellen Angeboten das Dorfleben zu bereichern. Baek bietet durch seine Sozialstruktur weitere interessante Optionen. Vor kurzem kam es zu einer Neuaufnahme der Idee aus der Gründungszeit, Tierhaltung an der Schule zu etablieren, wir haben nun ein Schulpferd. Durch eine engagierte Ansprechpartnerin im MBJS und aktive Akteur*innen vor Ort konnten wir die Idee zeitnah in die Tat umsetzen und werden ab 2020 Reitunterricht anbieten, was unsere Schule um ein wesentliches Qualitätsmerkmal erweitert.
Für uns ist BNE, neben allen notwendigen und modernen Bewegungen bezüglich des verantwortlichen Umwelt – Handelns für nachfolgende Generationen, das Erlernen von Toleranz, also ein Erfahrungsweg. Dazu gehört das Integrieren einer regionalen Geschichten, das Anerkennen des kollektiven Bewusstseins einer Region und das Schaffen von Kommunikationsräumen. Toleranz ist nichts, was man über Parolen erwirbt, Toleranz will vor allem gelebt sein. Und Meinung muss gebildet werden. Steckt ja schon im Verb (gebildet), dass das ein Weg ist. Deshalb ist der Name Programm: Wir sind ein Landweg!